* Gefällt Dir diese Homepage oder meinst Du es besser zu können? Erstelle deine eigene kostenlose Homepage jetzt! *

KARDINAL-VON-GALEN-SCHULE

Staatlich genehmigtes privates GYMNASIUM

des Vereins der Schulfreunde Mettingen e.V.

49497 Mettingen, Große Straße 38
Telefon: 05452/1025-1026   Telefax: 05452/4943






Facharbeit im Leistungskurs Deutsch

Verfasser: Phillip Hümer

Thema: Theodor Fontane-„Effi Briest“

 

28.2.2006





Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung S.2
2. Biografisches zu Theodor Fontane S.3
3. Einführung in die Szenenanalyse in Buch und Film S.4-5
4.
Szenenanalyse-Buch/Film im Vergleich S.6-9
5. Resümee S.10

6. Begründung meiner Facharbeit zu „Effi Briest“ S.11
7. Verzeichnis der verwendeten Literatur bzw. Hilfsmittel S.12
8. Erklärung zur selbstständigen Abfassung der Facharbeit S.13























1. Einleitung

In dieser Facharbeit stelle ich mir das Thema, Theodor Fontanes „Effi Briest“ und Rainer Werner Fassbinders Verfilmung zu diesem Roman
gegenüberzustellen, ihre verschiedenen Interpretationsstile heraus-
zuarbeiten, wie sie ihre Charaktere „spielen“ lassen und die Dialoge
darstellen.
Dieses Thema habe ich mir gestellt, um einen genaueren Einblick zu gewinnen, wie ein Autor einen Roman literarisch möglichst kunstvoll
gestaltet und wie dieser in einer entsprechenden Verfilmung aussieht und die Figuren und die Handlung „Gestalt“ annehmen.






















2.
Biografisches zu Theodor Fontane
    Theodor Fontane:

 

*30.12.1819 Neuruppin

† 20.9.1898 Berlin

-         Apothekersohn

-         1836-1840 Lehre als Apotheker

-         versuchte als freier Schriftsteller zu Leben à materielle Not und künstlerische Krise à nahm Dienst bei der preuß. Presse auf

-         zeitweise Aufenthalt in England und Schottland

-         ab 1860 war er Mitarbeiter der konservativen preußischen ,,Kreuzzeitung“

-         ab 1870 Theaterkritiker der ,,Vossischen Zeitung“

-         ab 1876 widmete er sich seinen erzählerischen Spätwerken

-         unbestechlicher Chronist und Kritiker seiner Zeit

-         hat dem dt. Roman wieder zu Weltrang verholfen

-         profilierter Publizist und engagierter Lyriker des Vormärz

-         Gipfelpunkt mit ca. 20 Romanen und Erzählungen, die er als fast 60-Jähriger zu schreiben begann à wurde zum bedeutendsten deutschen Kritiker und Realisten

-         schilderte in Werken wie ,,Vor dem Sturm“ oder ,,Die Poggenpuhls“ kritisch die Welt des verfallenden norddt. Adels (stand dem Adel zeitweilig sehr nah)

-         wendete sich in ,,Effi Briest“ gegen erstarrte, zur inhumanen Maschinerie gewordenen Moralauffassung der herrschenden Klasse

-         außergewöhnl. psyh. Einfühlungsvermögen

-         indirekte Charakterisierung seiner Gestalten und hervorragende Kunst der Gesprächsführung      à dies kennzeichnet seine Meisterhaftigkeit und seine Eigenart

-         heute: Theodor Fontane Preis für Kunst und Literatur

 

3. Einführung in die Szenenanalyse in Buch und Film

Rainer Werner Fassbinder wollte seine Verfilmung von „Effi Briest“ nicht einfach dem Roman anpassen oder eine Geschichte erzählen, sondern versuchen, sie so zu erzählen, dass Fontanes Sicht der damaligen Zeit, und zwar des ausgehenden 19. Jahrhunderts in der Mark Brandenburg, möglichst weitgehend zum Ausdruck kommt.

 

Der in Schwarz-Weiß gedrehte Film erzählt die Geschichte der 17jährigen Effi Briest (Hanna Schygulla), die in Hohen-Cremmen bei ihren Eltern (Lilo Pempeit, Herbert Steinmetz) aufwächst und mit dem Landrat des Kreises Kessin südöstlich von Rostock, dem mehr als 20 Jahre älteren Baron Geert von Instetten (Wolfgang Schenck), verheiratet werden soll. Die junge Effi, eine lebenslustige, verspielte junge Frau, die etwas vom Leben erwartet, willigt in die Ehe mit Instetten ein, weil der Baron „gut“ und „nachsichtig“ ist, auch wenn er als „Mann von Prinzipien“ keine Leidenschaft entfaltet und eher „kühl“, „zugeknöpft“ und „allzu ernst“ ist.

Die Mechanismen, die Fontane im Roman und Fassbinder im Film beschreiben, lassen sich im Fortgang der bürgerlichen Gesellschaft bis in die Gegenwart immer wieder beobachten, wenn auch unter jeweils anderen Voraussetzungen. Fontane beschreibt den Untergang einer preußischen, vom Adel bestimmten Welt im Übergang zur Welt einer aufkommenden städtischen Mittelklasse; sein Blick ist nicht der eines Beobachters, der wild auf die im Roman gezeichneten Figuren verbal einschlägt, sondern der eines literarischen Analytikers, der im herannahenden, vermuteten, prognostizierten Neuen schon den Kern für neue Konflikte, die nur die alten im neuen Gewand zu sein scheinen, vermutet. Instetten ist in dieser Sicht Protagonist/Hauptdarsteller einer untergehenden Welt, aber weder Fontane, noch Fassbinder positionieren ihn als Feindbild einer Geschichte, in der Effi andererseits eine Art Heldin wäre.

Die vermeintliche Heldin ist in ihrem begrenzten Horizont gefangen und tradiert durch ihre Unterwerfung die Mechanismen der Konvention.
Fassbinder hielt sich in seiner Verfilmung streng
an das Buch, er übernahm exakt die gleichen
Dialoge aus Fontanes Roman „Effi Briest“.
Auch die örtliche Umgebung und die Erzählberichte
des Autors übernahm er ziemlich präzise. Alles,
was Fassbinder in seinem Film ausgelassen hat, waren lediglich die für den weiteren Verlauf unwichtigen  Passagen und Dialoge, die in der
darauffolgenden Handlung keinen Einfluss haben.























4. Szenenanalyse-Buch/Film im Vergleich

(Szene-Buch: 5.Kapitel, S.35 oben, Z.7-30
           -Verfilmung: 11:50min-13:45min)

Bei der zu analysierenden Filmszene aus dem Buch „Effi Briest“ von Theodor Fontane und der gleichnamigen Verfilmung des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder handelt es sich um das Gespräch zwischen Herr und Frau Briest, die gemeinsam am Esstisch sitzen und sich nun nach Effis Hochzeit unterhalten.
Diese Szene ist ein Gespräch zwischen Herr und Frau Briest (Effis Eltern), sie spielt sich im Herrenhaus der Familie Briest in Hohen-Cremmen ab, kurz nach der Vermählung ihrer Tochter mit dem Baron Geert Instetten.
Die Eltern sind glücklich über ihr Kind und reden über sie. Sie trinken Tee, während der Vater die Konversation „führt“. Die Atmosphäre ist sehr harmonisch und gemütlich, es scheint gegen Abend zu sein, das Ehepaar sitzt bei Kerzenlicht beieinander.
In der Vorgeschichte heiratet Geert Instetten, ein ehemaliger Geliebter Effis Mutter und ca. 40 Jahre alter Baron die 17-jährige Effi. Die Festtage sind vorbei, Instetten reist mit Effi nach Kessin. Das Ehepaar Briest sitzt am Tag
der Abreise ihrer Tochter am Tisch im Esszimmer und unterhält sich, das Thema des Gesprächs ist Effi.
Der Vater ist in diesem Gespräch der superiore, gesprächsführende Charakter, er wirkt in dieser Szene klug und gebildet durch seine ältere, weise Ausstrahlung und seinen höflichen Sprachstil, er leitet das Gespräch ein und hat überwiegend das Wort, wobei Effis Mutter, der inferiore Dialogpartner, nur wenig spricht und kurze Kommentare gibt, sie wirkt durch ihre ruhige Aussprache und ihr verzögertes Antworten etwas „untergeordnet“.
Die Kamera ist auf den Vater gerichtet, sodass der Zuschauer seine Gestik und Mimik und seine Absichten und Emotionen wahrnimmt. 
 Die Kamera schwenkt herüber zu der Frau, während sie ihrem Mann antwortet. Auch bei ihr sieht der Zuschauer ihre Gefühlslage durch die Gesichtszüge und Tonlage.

Effis Eltern haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, sie sind höflich, gehen respektvoll miteinander um, streiten sich recht selten und Herr Briest nimmt seiner Frau „nichts übel“, wie auch im Roman zu erkennen ist.
Herr Briest ist in dieser Beziehung „Ranghöchster“, er wird von seiner Frau statt mit Vornamen nur kurz mit Nachnamen „Briest“ genannt, wobei er sie beim Vornamen „Luise“ nennt.  
Herr Briest ist „Leiter“ des Gesprächs, er fängt es an und hat auch das letzte Wort. Herr und Frau Briest haben einen ruhigen und gelassenen Tonfall, durch ihre zufriedenstellenden Gesichtszüge (besonders beim Mann zu erkennen) kommt dies besonders zur Geltung.
Hier sprechen die beiden Personen miteinander über Effi, es besteht das ganze Gespräch über eine sehr emotionale Beziehung zwischen den Dialogpartnern. Der Beobachter und auch der Leser sehen, dass die Eltern sehr stolz und glücklich über ihre Tochter sind, Herr Briest „beneidet“ seine Tochter sogar, weil er nach seiner Vermählung keine Hochzeitsreise hatte.
Die Beziehung zwischen Mutter und Vater ändert sich durch diese Szenen nicht, abgesehen von ein paar Unstimmigkeiten der beiden wird ein liebevolles Verhältnis  zwischen ihnen deutlich gemacht.
Das Hauptthema in diesem Gespräch ist Effis Hochzeit und ihr zukünftiges Zusammenleben mit Geert Instetten.
Herr Briest scheint recht begeistert über Effis Hochzeit zu sein und freut sich sehr, dass sie eine Hochzeitsreise macht, da das Ehepaar selbst keine hatte, weil der Vater von Frau Briest „dagegen“ war. Herr Briest wirkt nun leicht enttäuscht, doch er kommt gleich wieder auf Effis Reise. Er sagt, ihr Zug sei „um 10 Uhr morgens“ abgefahren, dies betont er besonders, indem er eine kurze Geste mit seiner Hand und ein kurzes „Zischen“ mit dem Mund macht. Der Zuschauer erkennt die Freude und Begeisterung von Herrn Briest über seine Tochter, im Buch jedoch wird diese Geste nicht mit einbezogen, wodurch der Leser die Begeisterung des Herrn Briest nicht so gut erkennen kann.
Die Unterhaltung geht weiter, Herr Briest redet jetzt über Baron Instetten,
der ein „vorzüglicher Kerl“ sei, er hält sehr viel von ihm und glaubt, in seinen Händen ist Effi gut aufgehoben.
Die Kamera zoomt nun näher an Herr Briest heran und er
setzt ein skeptisches Gesicht auf, als er sagt, dass Instetten einen „Kunstfex“
habe und seine „arme Effi“ ein „Naturkind“ sei. Er fürchtet, dass Instetten sie mit seinem „Kunstenthusiasmus“ langweilen und „quälen“ wird.
Etwas verzögert antwortet Frau Briest, die nun gegenüber von Herr Briest am Tisch sitzt, dass „jeder seine Frau quäle“ und ein bisschen „Kunst-       
enthusiasmus“ nicht schlimm sei.
Die Kamera ist auf die Frau gerichtet und durch ihre Aussage und ihre Mimik erkennt der Betrachter, dass sie ihre Tochter in
Schutz nimmt und die Freude über die Hochzeit nicht kaputtmachen
will. Im Roman jedoch fehlen dem Leser wieder diese Informationen und auch die Pause ist nicht beinhaltet, wodurch man nicht das Zögern der Frau wahrnimmt und der Zuschauer zum Beispiel deuten kann, dass sie der gleichen Meinung ihres Mannes ist und es nach außen nicht zeigen möchte, denn sie weiß genau, dass Effi Instettens Bedürfnissen nicht gerecht werden kann.
Die Kamera richtet sich auf den Spiegel, der Zuschauer sieht Frau Briest nun von hinten und Herr Briest ist mit seinem Gesicht im Bild, der
nun wieder das Wort hat. Er stimmt seiner Frau zu und sagt, sie „wollen darüber nicht streiten“, was sehr versöhnlich auf den Betrachter wirkt.
Jetzt fällt ein wichtiger Satz in dem Roman: <>,
diesen Satz sagt Herr Briest, d
er Verlust seiner individuellen Persönlichkeitsstruktur drückt sich nicht nur in der Unfähigkeit zu einer eigenen Meinung aus, sondern ist sinnbildhaft in der Wiederholung dieser Redewendung  auf sprachlicher Ebene kodiert. Als er dies sagt, wird er ernst und sein Gesicht drückt ein wenig Verzweiflung aus.
Anschließend äußert er, dass seine Frau besser zu Instetten gepasst hätte als Effi
. Dies wird dem Zuschauer und auch dem Leser durch die Wiederholung „Du, nun ja, du…“ stärker verdeutlicht. Auch sagt er, dass es jetzt „zu spät“ sei. Seine Frau schaut nun etwas verzweifelt und wendet ihren Blick nach unten ab, als hätte sie etwas falsch gemacht.
Man bekommt den Eindruck, als wäre das Ehepaar nicht glücklich miteinander, als Herr Briest diesen Satz sagte, doch im weiteren Verlauf  des Buches und der Verfilmung geht diese Ehe nicht zu Bruch.
Hier endet diese Szene, welche im Buch noch mit einer leicht angespannten
Konversation über Effi und Instetten weitergeführt wird.
Durch diese Szene deuten Fontane und Fassbinder schon darauf hin, dass die Ehe zwischen Effi und Instetten nicht problemlos verlaufen wird.
Effis Eltern „halten viel“ von Instetten, doch weil ihre Tochter noch so verspielt, neugierig und voll von Lebensbegeisterung ist und auch noch
der hohe Altersunterschied dazukommt, können sich Herr und Frau Briest denken, dass es keine auf Dauer glücklich anhaltende Ehe werden kann.




















5. Resümee


Fassbinder hielt sich hier strickt an Theodor Fontanes „Effi Briest“,
darum gibt es keine sehr unterschiedlichen Interpretation zwischen
Regisseur und Autor. Was bei dem Betrachter jedoch besonders eindrucksvoll rüberkommt, ist die Art und Weise, welche Vorstellungen
Fassbinder hat, seine Charaktere, Umgebung und das Milieu so anzupassen, dass sich jeder ein genaues Bild von „Effi Briest“ machen kann, ohne den
Roman gelesen zu haben. In der Verfilmung lässt Fassbinder jedoch einige unrelevante Dialoge und Passagen aus, um zu ausgeschweifte und zu „langweilige“ Gespräche und Szenen zu umgehen.
 Fontane hielt sich jedoch an seine Weise, einen Roman zu schreiben.
Diese von Fassbinder weggelassenen Passagen baute Fontane in seinem Werk ein, um dem Leser einen genaueren Einblick in Ort, Milieu und Situation machen zu können, da sich dieser sein eigenes „Bild“ machen muss und nicht die visuellen Mittel hat.

















6. Begründung meiner Facharbeit zu „Effi Briest“

In meiner Facharbeit habe ich versucht, einen Einblick darüber zu verschaffen, wie eine Szene aus dem Roman „Effi Briest“ von Theodor Fontane aussieht, und wie Rainer Werner Fassbinder diese
in seiner gleichnamigen Verfilmung verwirklicht und gestaltet hat.
Der Leser dieser Arbeit soll einen möglichst präzisen Einblick darüber erhalten, wie Fontane und Fassbinder ihre Charaktere handeln, sprechen, reagieren und agieren lassen und welche Vorstellungen die beiden davon haben, eine Geschichte dem Zuschauer/Leser gut zu übermitteln.


























7. Verzeichnis der verwendeten Literatur bzw. Hilfsmittel

Fontane, Theodor: Effi Briest, Wilhelm Goldmann Verlag
                               Deutschland-München, Augsburg (1979)

Fassbinder, Rainer Werner: Fontane-Effi Briest, Erstauff. 28.6.1974
                                             Tango Filmproduktion, 141min

Christian Grawe: Interpretationen- Fontanes Novellen und Romane
                             Reclam-Verlag, Stuttgart (1995)

Agerer, Stefanie: Mission: Website. 1998 [online]. Update:
12.12.2000
http://www.theodorfontane.de/         
                                   
Seiler, Bernd W.:
Fontanes Effi Briest (1948) [online]: Update: Feb. 2000
http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/seiler/drucke/effi/briest.html      
                                                                                             

unbekannter Verfasser: Theodor Fontane-Effi Briest [online]
http://www.digischool.nl/du/literatuur/uittreksels/effi.htm

Stanik, Wolfgang: Effi Briest (1895) [online]: Update:
25.01.2006
http://www.hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/faecher/deutsch/autoren/fontane/effibriest.htm
                  
                                
                              







8. Erklärung zur selbstständigen Abfassung der Facharbeit

Hiermit versichere ich, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt habe.

Ort:                       Datum:


Unterschrift: